Impuls zur Fastenzeit – Woche 4 – Liebe

15. März 2015 | Melanie Griep | Kategorien: Aktuelles

„Liebe alles!“
„Alles? Die Mücken? Den Schneeschauer im April? Die Montagsträgheit? Unfreundliche Bedienungen?“
„Die auch!“
„Aber es stimmt doch gar nicht. Ich liebe sie nicht. Sie nerven mich!“
„Es stimmt dann nicht, wenn du dein Gefühl bestimmen lässt. Aber lieben ist mehr als ein Gefühl. Es ist eine Haltung.“
„Das klingt gewollt.“
„Ist es ja auch. Du kannst selbst entscheiden, wie du unangenehmen Dingen begegnest. Du kannst sie hassen oder ignorieren oder verachten oder betrauern. Oder du liebst sie. Lieben ist das schönere Gefühl.“
„Entschuldige bitte, aber das ist verrückt!“
„Stimmt. Es verrückt die Gewichte. Es verändert die Mächte, es befreit dich.“

„Aber was ist mit einer Krankheit? Die lässt sich kaum davon schrecken, dass ich sie liebe. Sie bleibt eine Krankheit. Und auch der Liebeskummer wird nicht auf einmal schön. Und der Tod, er kommt dennoch, wann er will.“
„Aber du entscheidest, wie du ihm begegnest. Wenn du liebst, sagst du: Tut mir leid, ich spiele nicht mit. Ich akzeptiere, dass es Mücken, Schmerz und Langeweile gibt, aber sie werden nicht das letzte Wort haben. Ich widerspreche. Und mein Widerspruch ist die Liebe. Weil die Liebe immer größer ist. Sie hört nie auf, auch da nicht, wo der Tod ein Ende setzt. Du kannst ihn nicht verhindern, aber dass er dich auffrisst und dass der Schmerz dich auffrisst und die Wut und alles das, das kannst du verhindern. Die Liebe ist ein riesengroßes Trotzdem. Sie wird vielleicht nicht den Tod verändern, aber dich. Sie ist das einzige Mittel, das Schwäche mächtig macht. Die Liebe fordert nicht, sie gibt. Sie macht dich stark. Sie ist dein Schutz, dein Schild, dein fester Boden.“
Susanne Niemeyer

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.

nach Rainer Maria Rilke

Versuche, allem mit Liebe zu begegnen.

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